Timing invasiver Diagnostik bei NSTEMI

Sehr hohes Risiko
– notfallmäßige invasive Abklärung
innerhalb von 2h

Kriterien:
– hämodynamische Instabilität
– rezidivierende Symptomatik
– schwere Rhythmusstörungen
– mechanische Infarkt-Komplikationen wie Myokardruptur
– schwere Herzinsuffizienzzeichen
– St-Senkungen über 1mm in 6 Ableitungen plus ST-Hebung in aVR oder V1
– Zeichen einer anhaltend ablaufenden Ischämie (ongoing ischemia)


Hohes Risiko
– frühe invasive Abklärung
innerhalb von 24h

Kriterien
– NSTEMI nachgewiesen
– dynamische Endstrecken im EKG
– Z.n. Reanimaon bei cardiogenem Schock oder Herzstillstand
GRACE-Score über 140


Geringes Risiko
– elektive Abklärung 

Kriterien
– instabile AP aber kein Infarkt
– alle obigen Kriterien nicht erfüllt
Grace-Score unter 140


Collet, Jean-Philippe; Thiele, Holger; Barbato, Emanuele; Barthélémy, Olivier; Bauersachs, Johann; Bhatt, Deepak L. et al. (2021): 2020 ESC Guidelines for the management of acute coronary syndromes in patients presenting without persistent ST-segment elevation. In: European heart journal 42 (14), S. 1289–1367.

ACS: Prognostische Einschätzung in der Notaufnahme mit 5-Stufen-Algorithmus

Patient mit Verdacht auf Myokardinfarkt (ACS), der nicht reanimiert wurde oder defibrilliert werden musste:

(1) EKG innerhalb von 10 min
– ST- Hebung–> STEMI = Rule in 

Wenn keine Hebungen: 
(2) Hochsensitives Troponin T, Stunde 0

– Trop < 5 ng/l  und Symptombeginn vor 3h: Rule out
– Trop mind. 52 ng/l:  Rule in 

Wenn Troponin T Stunde 0 nicht eindeutig:  
(3) Hochsensitives Troponin T, Stunde 1

– Trop < 12 ng/l und Differenz < 3: Rule out
– Differenz mind. 5 ng/l: Rule in

Wenn Troponin T Stunde 1 nicht eindeutig: 
(4) Hochsensitives Troponin T, Stunde 3

– Differenz mind. 5 ng/l: Rule in 

Wenn Troponin T Stunde 3 nicht eindeutig: 
(5) Observe


Rule in = hohes Risiko 
– Myokardinfarktwahrscheinlichkeit > 65%
– 30 Tage MACE > 70%
– Monitorisierung notwendig
– Herzkatheter

Observe = Intermediäres Risiko
– Myokardinfarktwahrscheinlichkeit 10%
– 30 Tage MACE  20%
– Stationäre Aufnahme
– Echo

Rule out = geringes Risiko
– Myokardinfarktwahrscheinlichkeit < 0,3%
– 30 Tage MACE  < 0,5%
– Differentialdiagnose
– ggf. ambulante Abklärung

 


 

Antikoagulation bei Lungenembolie

Apixaban (Eliquis)
– GFR über 30 ml/min: 2x 10 mg über 7 Tagen, dann 2 x 5mg
– GFR über 15 ml/min: nur mit Vorsicht
– GFR unter 15 ml/min: kontraindiziert

Endoxaban (Lixiana) 
– GFR über 50 ml/min: 1x 60 mg
– GFR über 15 ml/min: 1 x 30 mg
– GFR unter 15 ml/min: kontraindiziert

Apixaban (Xarelto)
– GFR über 50 ml/min: 2x 15 mg über 3 Wochen, dann 1x 20 mg
– GFR über 15 ml/min: 2x 15 mg über 3 Wochen, dann 1x 15 mg statt 20 mg erwägen
– GFR unter 15 ml/min: kontraindiziert

Dabigatran (Pradaxa)
– mind 5 Tage parenterale Antikoagulation
– GFR über 50 ml/min: 2x 150 mg
– GFR über 30 ml/min: 2x 110 mg
– Pat > 75 Jahre: 2x 110 mg
– Pat mit Gastritis, Ösophagitis, Reflux: 2x 110 mg

Enoxaparin (Clexane)
–  1 mg/kgKG 2 x tgl. und AntiFXa-Aktivität max 1,0 U/ml
–  1 mg/kgKG 1 x tgl. und AntiFXa-Aktivität max 1,5 U/ml

Deltaparin (Fragmin)
– GFR über 30 ml/min 1 mg/kgKG 2 x tgl.
– GFR unter 30 ml/min 1 mg/kgKG 1 x tgl. und AntiFXa-Aktivität max 1,5 U/ml

 

Echo und Endokarditisdiagnostik

(1) Ein transthorakales Echo ist die erste Bildgebungsmodalität,  die bei Verdacht auf Endokarditis zu wählen ist (IB).
Bei Patienten mit Prothesen oder Schrittmachern sollte direkt ein TEE durchgeführt werden (IB).

(2) Bei negativem oder unklarem TTE-Befund sollte eine TEE-Untersuchung angestebt werden (IB).

(3) Bei negativem oder unklarem TEE-Befund sollte bei Verdacht auf Endokarditis nach 5-7 Tagen eine Kontrolle durchgeführt werden (IC).

(4) Bei positivem TTE-Befund sollte eine TEE durchgeführt werden, mit Ausnahme bei rechtskardialen eindeutigen Endokarditisbefunden (IC).

(5) Bei naxchgewiesener Bakteriämie mit S. aureus, E. faecalis und Streptokokken sollte eine Echokardiographie erwogen werden (IIaB).


 

Indikation und Durchführung von Antibiotikaprophylaxe

(1) Eine Antibiotikaprophylaxe sollte nur bei risikoreichen zahnärztlichen Interventionen durchgeführt werden (IB). Bei einer invasiven Procedur im Bereich des Respirationstrakts, des Gastrointestinaltrakts, des Genitaltrakts der Haut oder des Muskuloskletalen Systems ist eine Antibiotikaprophylaxe nur in Ausnahmen bei Hochrisiko-Patienten erforderlich (IIbC, vormals III).

(2) Patienten ohne Penicillinallergie erhalten Amoxycillin (2g oral). Patienten mit Penicillinallergie erhalten Cephalexin (2g oral),  Clarithromycin (500 mg oral) oder Doxycycline (100mg oral).

(3) Clindamycin sollte wegen des erhöhten Risikos für Clostridieninfektionen nicht eingesetzt werden.


Delgado, Victoria; Ajmone Marsan, Nina; Waha, Suzanne de; Bonaros, Nikolaos; Brida, Margarita; Burri, Haran et al. (2023): 2023 ESC Guidelines for the management of endocarditis. In: European heart journal 44 (39), S. 3948–4042.

Patienten mit Indikation zur Endokarditis-Prophylaxe

Eine Indikation besteht bei Patienten mit oder nach

– früherer Endokarditis (IB)
– Prothesenmaterial oder Rekonstruktionsmaterial (IC)
– Nicht korrigierter zyanotische CHD (IC)
– VAD (IC)
– Mitraclip und Triclip (IIaC)
– Herztransplantaton (IIbC)

Bei anderen Patienten bzw Patienten mit niedrigem Risiko sollte keine Antibiotikatherapie durchgeführt werden.


Delgado, Victoria; Ajmone Marsan, Nina; Waha, Suzanne de; Bonaros, Nikolaos; Brida, Margarita; Burri, Haran et al. (2023): 2023 ESC Guidelines for the management of endocarditis. In: European heart journal 44 (39), S. 3948–4042.

Hyponatriämie

Definition: Unter 135 mmol/l.

Symptome: Übelkeit Erbrechen, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, bei schweren Formen neurologische Symptome wie Somnolenz und Krampfanfälle und Psychosen

Ursachen meist ADH-vermittelt: also renale Reduktion der Wasserausscheidung durch ADH als inadäquate oder Hypovolämie-bedingte ADH-Stimulation.

A) Hypoosmolar Hyponatriämie (Serumosmolarität < 280 mOsmol/kg) bei
a) Hypotone Hyperhydratation, Therapie: Flüssigkitsbegrenzung
– renal (Urin-Natrium > 20 mmol) bei Niereninsuffizienz oder
– extrarenal (Urin-Natrium < 20 mmol) bei Herzinsuffizienz, Leberinsuffizienz oder nephrotischem Syndrom,
b) Hypotone Dehydratation, Therapie: 0,9% Kochsalz-Lösung
– renal durch Diuretika, v.a. Thiazide
– extrarenal durch Erbrechen, Pankreatitis, Durchfall.
c) unauffälliger Volumenstatus
– Cortisonmangel
– Hypothyreose
SIADH mit hoher Urinosmolarität > 110 mOsmol/kg, (Therapie: Flüssigkeitsbegrenzung < 1,5 Liter pro Tag )
– Polydipsie mit niedriger Urinosmolarität < 100 mOsmol/kg),

B)  Hyperosmolare Hyponatriämie:  bei hypertonen Infusionen oder Hyperglykämie,

C) Isoosmolare Hyponatriämie:  Pseudohyponatriämie bei Hyperlipoproteinämie.

Therapieziel:
– max 8 mmol/l pro 24h,
– bei Symtomen max 1 mmol/l pro Stunde

Natrium-Konz in Kochsalzlösungen
– 3% Kochsalzlösung 500mmol/l

Berechnung der notwendigen Kochsalzmenge zum Ausgleich eines Defizits
– Differenz in mmol/l * Körperwasser in l (= Gewicht in Kg * Geschlechts faktor in l/kg
– Geschlechtsfaktor Männer 0,5 l/kg, Frauen 0,6l/kg
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