1. Ziel und Zweck der Untersuchung
Die Stressechokardiographie (Stress-Echo) dient der Beurteilung der Herzdurchblutung, Wandbewegung und Herzklappenfunktion unter Belastung.
Sie ist eine Kombination aus Ultraschalluntersuchung des Herzens und einer kontrollierten Belastung – entweder körperlich oder medikamentös.
Ziele der Untersuchung:
- Nachweis oder Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit (KHK)
- Beurteilung der Myokardischämie (minderdurchblutetes Herzmuskelgewebe)
- Funktionsbeurteilung der linken Kammer unter Belastung
- Einschätzung der Klappeninsuffizienz oder -stenose unter Stressbedingungen
- Prognostische Einschätzung nach Herzinfarkt oder Revaskularisation
- Beurteilung der chronotropen Kompetenz
2. Arten der Belastung
- Ergometrische Stressechokardiographie: Belastung auf dem Fahrradergometer in halbliegender Position.
- Dobutamin-Stressechokardiographie: Medikamentöse Belastung mit dem β-Sympathomimetikum Dobutamin (ggf. zusätzlich Atropin), wenn körperliche Belastung nicht möglich ist.
Ziel ist in beiden Fällen eine Herzfrequenzsteigerung, um die Pumpfunktion und regionale Wandbewegungen unter Stressbedingungen zu beurteilen.
3. Art und Durchführung der Untersuchung
- Anlegen von EKG-Elektroden, Blutdruckmanschette und ggf. Pulsoximeter.
- Baseline-Echokardiographie in Ruhe.
- Stufenweise Belastungssteigerung (Fahrrad oder Medikament).
- Fortlaufende Echokardiographie und EKG-Überwachung.
- Belastungsabbruch bei Erreichen der Zielherzfrequenz, Symptomen oder Auffälligkeiten.
- Anschließend Ruhephase mit Nachbeobachtung.
- Dauer: ca. 20–30 Minuten (inkl. Vorbereitung und Erholung).
4. Vorbereitung
- Leichtes Frühstück erlaubt, keine schweren Mahlzeiten 3 Stunden vor der Untersuchung.
- Keine koffeinhaltigen Getränke (Kaffee, Cola, Schwarztee) 12 Stunden vorher, wenn ein pharmakologischer Test geplant ist.
- Betablocker und andere frequenzsenkende Medikamente ggf. vorab pausieren (nach ärztlicher Anweisung).
- Bequeme Kleidung und ggf. Sportschuhe (bei Ergometrie).
- Bei bestehender Herzschrittmachertherapie oder ICD: Kontrolle der Einstellung vor Testbeginn.
5. Verhalten nach der Untersuchung
- Nach Erreichen der Belastung wird die Untersuchung beendet, Blutdruck und Herzfrequenz werden überwacht, bis sie sich normalisiert haben.
- Leichte Erschöpfung oder kurzfristige Herzklopfen können auftreten.
- Nach Sedierung (nur selten erforderlich) keine aktive Teilnahme am Straßenverkehr am Untersuchungstag.
6. Mögliche Risiken und Komplikationen
| Komplikation | Häufigkeit | Bemerkung / Folge |
|---|---|---|
| Blutdruckanstieg, Herzklopfen | häufig | physiologische Reaktion auf Belastung |
| Schwindel, Übelkeit | gelegentlich | durch Kreislaufreaktion |
| Herzrhythmusstörungen | gelegentlich | meist vorübergehend |
| Angina pectoris / Thoraxschmerz | gelegentlich | Untersuchung wird sofort beendet |
| Blutdruckabfall / Synkope | selten | rasche Stabilisierung |
| Myokardinfarkt | sehr selten (< 0,05 %) | Notfallversorgung sofort möglich |
| Kammerflimmern / plötzlicher Herztod | extrem selten (< 0,01 %) | Notfallausrüstung und Defibrillator stets vorhanden |
| Allergische Reaktion auf Dobutamin / Atropin (bei pharmakologischem Test) | sehr selten | ggf. Antidotgabe / Abbruch |
7. Alternativen
- Myokardperfusionsszintigraphie (nuklearmedizinisch, höhere Strahlenbelastung)
- Kardio-MRT unter Stress (ohne Strahlenbelastung, jedoch aufwendiger und nicht überall verfügbar)
- Koronarangiographie (invasiv, ermöglicht direkte Therapie, aber höheres Risiko)
- CT-Koronarangiographie (anatomische, keine funktionelle Beurteilung)
8. Prognose / Nutzen
Die Stressechokardiographie ist eine etablierte, sehr sichere und aussagekräftige Untersuchung.
Sie erlaubt eine nicht-invasive Diagnostik der Ischämie, Klappenfunktion und der Belastbarkeit des Herzens und hilft, invasive Eingriffe gezielt zu planen oder zu vermeiden.
9. Besondere Hinweise
- Untersuchung nur durch erfahrenes Personal mit Notfallausrüstung.
- Bei auffälligem Befund ggf. weiterführende Diagnostik (Koronarangiographie).
- Patienten mit bekannter schwerer Aortenstenose, instabiler Angina pectoris oder frischem Infarkt: Untersuchung kontraindiziert.

