Kriterien für eine hochgradige Aorteninsuffizienz

Semiquantitative Kriterien (min 4 von 7, alternativ min 2 von 7 und zusätzlich Erfüllung der quantitativen Kriterien)
Flail
VC > 0,6 cm
Jet/LVOT min 65%
Große Flusskonvergenz
PHT < 200ms
Holodiastolischer Fluss in der Aorta descendens
LV-Dilatation bei normaler Funktion

Quantitative Kriterien
Rvol min 60ml
RF min 50%
EROA min 0,3 cm2

AT/ET als Risikomarker bei Aortenstenose

AT/ET > 0,32 bei asymptomatischen Patienten mit low flow low gradient AS ist mit einem zweifach erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden.


Einarsen E, Cramariuc D, Bahlmann E, Midtbo H, Chambers J and Gerdts E (2021) Higher Acceleration/Ejection Time Ratio Predicts Impaired Outcome in Aortic Valve Stenosis. Circulation. Cardiovascular imaging: CIRCIMAGING120011467.

Pressure recovery

Pressure recovery bezeichnet die Umwandlung von kinetischer in statische Energie und führt dazu, dass der mittels Bernoulli-Formel aus Vmax ermittelt Gradient überschätzt  wird.

Dieses Phänomen macht sich nicht nur bei einer kleinen Aorta ascendens bemerkbar, sondern auch an mechanischen Prothesen, insbesondere wenn bei Doppelscheibenprothesen die Geschwindigkeit zwischen den beiden eng beieinander liegenden Scheiben gemessen wird.

AK-EVA

Die effektive Klappenöffnungsfläche berechnet sich aus der Kontinuitätsgleichung mit dem Grundsatz:

AK-SV = LVOT-SV

Wenn man die Gleichung auflöst, ergibt sich:

AK-EVA * AK-VTI =LVOT-A *LVOT-VTI

AK-EVA =( LVOT-A*LVOT-VTI)/ AK-VTI ; dabei ist LVOT-A = (LVOT-ESD/2)²

Ein Fehler in der Messung von LVOT-ESD geht im Quadrat in die Berechnung ein.

SV-LVOT = LVOT-A * LVOT-VTI ist nur korrekt, wenn über die gesamte Fläche die gleiche Geschwindigkeit herrscht. Dies ist bei einer LVOT-Flussbeschleunigung und auch bei Regurgitationen nicht der Fall.


Lancellotti P (2017). Lancellotti, P The EACVI textbook of echocardiography. Oxford University Press. Oxford.

AK-MPG

Aus der Umfahrung des CW-Dopplersignals wird der  mittlere Gradient über der Aortenklappe ermittelt.

Aus dem Peak des Signals wird über die einfache Bernoulli–Gleichung direkt der maximale Gradient ermittelt.

Falls die LVOT-Vmax größer als 1,5 m/s und AK-Vmax kleiner als 3  m/s ist, sollte nicht die einfache Bernoulli-Gleichung verwendet werden. In diesem Fall sollte nur der maximale Gradient und nicht der mittlere Gradient angegeben werden.

Es sollte der höchste Wert aus multiplen Anlotungen , v.a. apical, suprasternal und rechts parasternal ermittelt werden.

Unabhängig davon sollten bei VHF  jeweils aus 5 Schlägen der Mittelwert ermittelt werden.

Es sollten bei unklaren Befunden Stiftsonden benutzt werden.  Mit  Stiftsonden ist eine bessere Signal/Noise-Ratio zu erwarten.

Bei der Umfahrung des CW-Doppler-Signals dürfen Stör-Signale wie Ausfransungen am Rand nicht berücksichtigt werden.

Bei der echokardiographischen Messung des Gradienten wird die pressure recovery hinter der Klappe nicht berücksichtigt, so dass der Gradient v.a. bei kleinen Aorten-Durchmessern unter 3 cm zu hoch ausfällt.


Lancellotti P (2017). Lancellotti, P The EACVI textbook of echocardiography. Oxford University Press. Oxford.

Aortenklappenöffnungsfläche

Bei der Aortenklappenöffnungsfläche sind die planimetrierbare anatomische (geometrische) Klappenöffnungsfläche von der über die Kontinuitätsgleichung berechenbare, kleinere effektive (funktionelle) Klappenöffnungsfläche zu unterscheiden.

Es handelt sich also um zwei unterschiediche Parameter, die nicht nur unterschiedlich erfasst werden müssen, sondern auch unterschiedliche Werte haben. Bei Verwendung des Begriffs Aortenklappen-Öffnungsfläche muss aus  dem Echobefund hervorgehen, welcher der beiden Werte gemeint ist.


Hagendorff A and Stoebe S (2017). Hagendorff, A; Stoebe, S Basiswissen Echokardiografie. Urban & Fischer in Elsevier. München.

AK-Vmax

  1. Die Messung der Fluss-Geschwindigkeit über der AK erfolgt in verschiedenen Anlotungen.
  2. Zur Optimierung des CW-Signals werden der Aktive Gain reduziert, der Wandfilter erhöht und Nullinie und Messwert-Scala an die Grösse des Signals angepasst.
  3. Die Messung aus  der Anlotung mit der maximalen Geschwindigkeit wird ausgewählt und die entsprechende Anlotung dokumentiert.
  4. Die Maximalgeschwindigkeit wird an der Spitze des dichten Signals gemessen.
  5. Das VTI wird am äußeren Rand des Signals umfahren.
  6. Der mittlere Gradient ergibt sich aus AK-VTI.

Baumgartner H, Hung J, Bermejo J, Chambers J, Edvardsen T, Goldstein S, Lancellotti P, LeFevre M, Miller F and Otto C (2017) Recommendations on the echocardiographic assessment of aortic valve stenosis: a focused update from the European Association of Cardiovascular Imaging and the American Society of Echocardiography. European heart journal cardiovascular Imaging 3: 256-257.

LVOT-VTI

Das LVOT-VTI sollte im apicalen 5- oder 3-Kammerblick mittels PW-Doppler gemessen werden. Die Einheit ist cm.

Das Sample-Volume wird zunächst in Höhe der Klappe platziert und dann langsam in den LVOT verschoben, bis laminarer Fluss dargestellt wird. Die Geschwindigkeitskurve sollte schmal mit klar abgrenzbarem Maximum sein.

Die Nulllinie und die Geschwindigkeitsskala werden so eingestellt, dass das Signal vollständig und so gross wie möglich dargestellt wird.

Die Durchlaufgeschwindigkeit wird auf 50 mm/s eingestellt.

Der Wandfilter wird vermindert.


  1. Baumgartner H, Hung J, Bermejo J, Chambers J, Edvardsen T, Goldstein S, Lancellotti P, LeFevre M, Miller F and Otto C (2017) Recommendations on the echocardiographic assessment of aortic valve stenosis: a focused update from the European Association of Cardiovascular Imaging and the American Society of Echocardiography. European heart journal cardiovascular Imaging 3: 256-257.
  2. Lancellotti P (2017). Lancellotti, P The EACVI textbook of echocardiography. Oxford University Press. Oxford.

 

LVOT-Vmax

Die LVOT-Geschwindigkeit sollte im apicalen 5- oder 3-Kammerblick gemessen werden.

Das Sample-Volume wird zunächst in Höhe der Klappe platziert und dann langsam in den LVOT verschoben, bis laminarer Fluss dargestellt wird. Die Geschwindigkeitskurve  sollte schmal mit klar abgrenzbarem Maximum sein.

Die Nulllinie und die Geschwindigkeitsskala werden so eingestellt, dass das Signal vollständig und so gross wie möglich dargestellt wird.

Die Durchlaufgeschwindigkeit wird auf 50 mm/s eingestellt.

Der Wandfilter wird vermindert.


Baumgartner H, Hung J, Bermejo J, Chambers J, Edvardsen T, Goldstein S, Lancellotti P, LeFevre M, Miller F and Otto C (2017) Recommendations on the echocardiographic assessment of aortic valve stenosis: a focused update from the European Association of Cardiovascular Imaging and the American Society of Echocardiography. European heart journal cardiovascular Imaging 3: 256-257.

Evaluation von Ursachen und Morphologie der Aortenstenose

  1. Die häufigsten Ursachen der AS sind Verkalkungen, bicuspide AK und rheumatische Klappenerkrankungen.
  2. AS bei bicuspiden AK treten vor allem bei Patienten unter 65 Jahre auf.
  3. Rheumatische Aortenstenosen treten vor allem in Entwicklungsländern auf.
  4. Bei der biscuspiden Klappe kommt es am häufigsten zu einer Fusion der LCC mit der RCC (80%) und seltener der LCC mit der ACC.
  5. Die bicuspide Klappe wird in der Systole bei geöffneter Klappe diagnostiziert.
  6. Durch Verkalkungen wird die Evaluation der Zahl der Taschen erschwert.
  7. Die Verkalkungen der trikuspiden Klappe treten vor allem in den zentralen und basalen Abschnitten der Taschen auf.
  8. Der Verkalkungsgrad lässt sich in leichtgradig, mittelgradig und hochgradig einteilen. Dabei werden das Ausmaß der Verkalkung und die Schattenbildung als Kriterien herangezogen.
  9. Strahleninduzierte Verkalkungen können zu einer schweren Aortenklappenstenose bei jungen Patienten führen.
  10. Bei der rheumatischen AS liegt meist auch eine Verkalkung der MK vor.
  11. Subvalvulare Obstruktionen lassen sich unterteilen in  1) Fixierte Obstruktion ( typisch bei subvalvulärer Membran) und  2) Dynamische Obstruktion bei HOCM. Dynamisch ist die Obstruktion sowohl während der Systole (endsystolischer Peak) als auch bezüglich hämodynamischer Bedingungen mit Zunahme bei kleinen Volumina und erhöhter Kontraktilität.
  12. Wichtige zu evaluierende Informationen im Vorfeld der TAVI sind Morphologie, Verkalkungsgrad und Annulus-Diameter.
  13. MS-CT bietet akurate Informationen über Annulus-Grösse, Aortenwurrzel-Grösse und Form, und Lage der Koronarien.
  14. MSCT kann durch 3D-TOE ersetzt werden, falls dies notwendig ist.

Baumgartner H, Hung J, Bermejo J, Chambers J, Edvardsen T, Goldstein S, Lancellotti P, LeFevre M, Miller F and Otto C (2017) Recommendations on the echocardiographic assessment of aortic valve stenosis: a focused update from the European Association of Cardiovascular Imaging and the American Society of Echocardiography. European heart journal cardiovascular Imaging 3: 256-257.